Lemon #1

«Soziale Sicherheit – Sozial? Sicher?»

Der erste Anlass von Lemon ist bereits Geschichte. Hier findest Du Impressionen.

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Lemon #1

Worum ging’s?

Das war der allererste Lemon-Anlass: Soziale Sicherheit, ist sie wirklich sozial? Wirklich sicher? Jana Avanzini, freischaffende Journalistin, hat im Auftrag des Luzerner Forums teilgenommen, hier ist ihr Text dazu:

 

«Dene wos guet geit …»

«Wer den Abend im Neubad, Lemon #1, den ersten seiner Art, verpasst hat, der erfährt hier, wie’s war, worum’s ging und was das alles mit Mani Matter und mit kleinen Badehosen zu tun hatte.

Man wundert sich: Das Thema Altersvorsorge bewegt die Jugend, das zeigt eine aktuelle Befragung junger Schweizer*innen. Sie sorgen sich massiv um ihre Vorsorge. Gleichzeitig jedoch ist das Wissen um Soziale Sicherheit in den jüngeren Generationen, sagen wir: nicht besonders profund.

Also hat sich das Luzerner Forum für Sozialversicherung und Soziale Sicherheit gemeinsam mit Vertreter*innen von Infoklick, B-Sides und 3FACH zusammengetan, dies zu ändern. Für einmal die Jungen zu mobilisieren anstatt die Alten, die bei dem Thema offenbar sowieso ständig übermotiviert und in Scharen aufschlagen.

Nun ist es soweit. Wir starten im Neubad mit dem neuen Format Lemon. Die Wellen sind gut besetzt und auf der «Bühne» stehen Hannes Blatter und Klaus Oberholzer. Zweiter amtet als Graphic Facilitator – englisch für Montagsmaler – der zeichnet, was Hannes erzählt. Und der klärt erstmal, dass er uns an diesem Abend keine Versicherung andrehen will. Dann steigen wir ein – mit einem Input-Referat von «Torsten Lange» und seinem launischen Übersetzer. Es entpuppt sich dank seidenen Krawatten aus den 80ern noch vor den ersten Sätzen als theatraler Einschub, verantwortet von Fetter Vetter & Oma Hommage. Sie heizen an, lockern auf, schnell aber effizient und alle sind bereit für die Schnellbleiche zur Geschichte der Sozialpolitik und ihrem Ziel: Der stabilen Gesellschaft.

Klaus zeichnet auf, während Hannes erklärt: Alles begann in den Jahren 1750 mit der Industrialisierung. Die plötzliche Abhängigkeit der Menschen von ihrer Lohnarbeit machte sie anfällig für wirtschaftliche Krisen. Es gab kein soziales Sicherheitsnetz mehr wie auf dem Dorf. Menschen verarmten schnell und plötzlich und neue Sicherheiten wurden nötig, um Aufstände zu verhindern. Doch was war die erste Versicherung? Na? Weiss es jemand?

Unerwartet hebt sich im Pool eine Hand. Einer weiss Bescheid. Musterknabe. Und wir erfahren unter anderem:

1901 Militärversicherung
1918 Unfallversicherung
1940 EO – Erwerbsausfalls- Entschädigung für Militärangehörige
1948 Arbeitslosenversicherung
1996 Krankenkasse wird obligatorisch
2004 Mutterschaftsversicherung – Auftrag schon in 50er Jahren ans Parlament

Erstmal wurde sich also intensiv ums Militär gekümmert, hundert Jahre später dann auch mal ein bisschen um die Mütter. Und damit erreichen wir historisch den letzten Ausbau unseres Sozialversicherungssystems.

«AND NOW?» steht am Ende von Klaus’ Zeitstrahl. In einer Gesellschaft, in der Lohnarbeit immer weniger Rollen spielt, dafür Netzwerke und Sharing, Digitalisierung und Roboterisierung. Hier würde weiterspinnen Spass machen, doch unser Wissen – abgesehen vom Musterknaben – ist dafür noch nicht hinreichend ausgereift. Also weiter im Text.

Hannes kündigt die Workshop-Situation an, die Begeisterung hält sich erstmal in Grenzen. Und das müssen sie geahnt haben. Denn sofort übernehmen erneut Herr Lange und sein launischer Übersetzer die Bühne, essen eine Zitrone wie einen Apfel, während sie die eingedeutschte Version von «Life is life» und Mani Matters «Dene wos guet geit» rezitieren. Das Ganze nennt sich lyrisches Impulsreferat und die Wirkung im Publikum ist Heiterkeit wie zuvor.

Folgend Fragen und Themen zu sammeln, das funktioniert erstaunlich flott. Immer schneller erheben sich die Hände, Fragen schliessen an vorherige Statements an und umgekehrt. Am Schluss haben sich beinahe alle hier beteiligt. Die Fragen drehen sich um Löcher und Lücken in der Vorsorge, um Selbständigkeit und Solidarität. Wir verstehen, was ein Koordinationsabzug ist, was eine Mikrotransaktionssteuer, und weshalb die AHV katholischer ist als die PK. Schnell landen wir von den Verständnis-Fragen bei den möglichen Zukunftsszenarien und bei den politischen sowie wirtschaftlichen Verstrickungen des aktuellen Systems.

Die Statements docken bei der Gleichstellung an und hinterfragen unser System im Zusammenhang unterschiedlicher Zukunftsszenarien. Es wird sehnsüchtig nach Skandinavien geblickt und ängstlich in die gentechnologisierte Zukunft. Die Komplexität des Systems wird bemängelt, mit so viel vorausgesetzter Finanz- und Versicherungskompetenz. Es geht um die, die davon profitieren, um das bedingungslose Grundeinkommen und um die Digitalsteuer. Wer ist zu stolz für Sozialhilfe und ist das so gewollt? Wie funktioniert das System, wenn unsere Wirtschaft stagniert? Könnte man etwas Anderes als Geld «einzahlen» und «ausbezahlt bekommen»?

Hannes jucken immer öfters die Antworten unter den Nägeln und Klaus kommt mit seinen Malkünsten kaum noch hinterher. Und dann ist die Zeit auch schon um. Hannes, offensichtlich begeistert von all den Inputs, dankt und kündigt die folgende Verköstigung an. Männer in kleinen Badehosen und Hygienemasken, zuvor in seidenen Krawatten gesichtet, mixen saure Drinks und der Apero zieht sich bis in die Nacht.

Lemon #1 hat klargemacht, dass Soziale Sicherheit interessiert und dass Anlässe dazu weder verstaubt noch verkrampft daherkommen müssen. Nun geht es darum, mit Lemon #2 genau da anzuschliessen.»

 

Jana Avanzini
Freischaffende Journalistin

 

 

Lemon?
Ja. Lemon geht es um soziale Sicherheit. Lemon erklärt, diskutiert, sucht Lösungen. Lemon ist ein Format des Luzerner Forums für Sozialversicherungen und Soziale Sicherheit. Lemon richtet sich an Leute zwischen zwanzig bis vierzig Jahren, die Sozialversicherungen und Soziale Sicherheit besser verstehen und, wenn möglich, auch verbessern möchten. Dazu veranstaltet Lemon Anlässe, und dies war einer davon – der erste.


Erst sauer. Dann erfrischend. — Lemon.

Programm

- Veranstaltungsflyer

Photos der Veranstaltung

Hier finden Sie Eindrücke dieser Veranstaltung.

Regionaljournal

Radiobeitrag SRF zum Anlass hier.

Wir haben Fragen und Themen gesammelt

Hier die Mindmap, geclustert:

Wann und Wo?

16. September 2020
18:30 bis ca. 20:00 Uhr
Anschliessend
Apéro riche
Neubad Luzern, im Pool